Protheseninfektionen

Indikationen

  • V.a. infizierte Endoprothese, V.a. infektiöse Prothesenlockerung

Materialien/Entnahme

  • Intraoperative Gewebebiopsien (bitte 5 oder mehr Proben einsenden; minimum 3!)
  • Präoperativ: Gelenkpunktate (nativ; ggf. zusätzlich eine Blutkulturflasche beimpfen)
  • Für Sonikation: Prothesenanteile in den dafür vorgesehenen Gefäßen (kleinstmögliches Gefäß verwenden)

Materialtransport

  • möglichst rascher Transport
  • für Sonikation: bitte telefonische Ankündigung

Mikrobiologische Untersuchungen

  • Grampräparat bei Punktaten
  • Aerobe und anaerobe Kultur mit verlängerter Bebrütung (2 Wochen)

Besondere Untersuchungen (extra anfordern)

  • Sonikation von Prothesenanteilen

Unsinnige Untersuchungen

  • Grampräparat bei Gewebeproben (sehr wenig sensitiv und erhöht tendenziell die Kontaminationswahrscheinlichkeit)
  • Sonikation bei Knochen oder Weichteilgewebe

Bewertung

  • In der Nähe der Prothese sind alle Mikroorganismen pathologisch. Es können aber grundsätzlich Kontaminationen durch Hautflora auftreten; dies findet sich insbesondere bei spät nach Abnahme positiv werdenden Kulturen.
  • Typische Erreger bei akuten Infektionen
    • Staphylococcus aureus
    • Enterobacterales (z.B. E.coli)
    • Pseudomonas aeruginosa
  • Typische Erreger bei chronischen Infektionen
    • Koagulase-negative Staphylokokken (z.B. Staphylococcus epidermidis)
    • Cutibacterium (Propionibacterium) spp.
  • Wenn 3 oder mehr Gewebeproben mit dem gleichen Erreger positiv sind, ist der prädiktive Wert des Ergebnisses in Hinblick auf eine Protheseninfektion sehr hoch; dies trifft bei einer einzelnen positiven Probe nicht zu.
  • Bei der Sonikation unterstützt die quantitative Angabe, die Relevanz angezüchteter Keime abzuschätzen. Bei hochvirulenten Keimen sollte allerdings jeder Nachweis als relevant gewertet werden.

created: 2012-04-03 14:14:39.93413 changed: 2020-11-13 14:53:21