Tuberkulose

Indikationen

  • V.a. Tuberkulose, z.B. Kavernen
  • Lymphadenopathien unklarer Genese
  • Granulome unklarer Genese
  • Entzündliche Knochenprozesse, z.B. Spondylodiszitis
  • Pleuraerguss unklarer Genese

Materialien/Entnahme

  • für die Kultur aufgrund des variablen Keimgehaltes drei zu verschiedenen Zeiten (möglichst versch. Tagen) gewonnene Proben einsenden, ggf. mehr Proben
  • Sputum (anzustrebende Materialmenge: 2-5ml): am besten Morgensputum
  • Urin (anzustrebende Materialmenge: 30-50 ml): Morgenurin, kein 24-h-Urin
  • Heparin- oder Citrablut(5-10 ml einsenden, EDTA-Blut ist NICHT geignet!): nur bei zellulärem Immundefekt
  • Stuhl (ca.1-2g): nur bei zellulärem Immundefekt!
  • Bronchialsekret (anzustrebende Materialmenge: 2-5ml)
  • Broncho-Alveoläre Lavage (anzustrebende Materialmenge: 20-30ml)
  • Lymphknoten bzw. sonstige Gewebeproben
  • Knochenmark
  • gepufferter Magensaft (anzustrebende Materialmenge: 20-30 ml bei Magenspülwasser, 2-5 ml bei Magennüchternsekret): Anwendung vornehmlich bei Kindern, da nur dort erhöhte Sensitivität im Vergleich zu Erwachsenen erzielt wird.
  • Liquor und andere Körperflüssigkeiten: so viel Material wie möglich entnehmen (Liquor: 5 ml; andere: 30-50 ml)
  • Darmbiopsien bei V. a. Darm-TB
  • Heparinblut für Quantiferontest (Interferon Gamma Release Assay; IGRA)

Materialtransport

  • möglichst rasch, ansonsten gekühlte Lagerung
  • Proben für den Quantiferontest müssen innerhalb von 16 Stunden nach der Entnahme im Labor sein (bei Raumtemperatur)
  • Magensaft: pufferndes Transportmedium anfordern
  • Gewebe: wenige Tropfen physiologische Kochsalzlösung hinzufügen

Mikrobiologische Untersuchungen

  • Mikroskopie (nicht bei Urin und Stuhl)
  • Kulturelle Anzucht in flüssigen und auf festen Nährböden (Dauer: bis acht Wochen) - Goldstandard
  • Phänotypische Resistenzbestimmung bei Mycobacterium tuberculosis (Isoniazid, Rifampicin, Ethambutol, Pyrizinamid; ggf. second-line-Antibiotika) im NRZ für Mykobakterien in Borstel (automatische Weiterleitung)
  • Molekulargenetische Resistenztestung bei Patienten aus Risikogebieten (bitte Herkunftsland mitteilen), Patienten mit Kontakt mit MDR-Tuberkulose oder nach tuberkulostatischen Therapie
    • aus dem Direktmaterial, jedoch eingeschränkte Sensitivität bei mikroskopisch negativen Proben
    • aus der Kultur

Besondere Untersuchungen (extra anfordern)

  • PCR (keine Screeninguntersuchung) Indikationen
    • schweres Krankeheitsbild, z.B. Meningitis
    • besonders gefährdete Patienten, z.B. HIV-Patienten
    • neg. Mikroskopie bei klinisch bestehendem Verdacht
    • säurefeste Stäbchen im mikroskopischem Präparat zur Differenzierung
    • schwer oder nicht wieder gewinnbares Material
  • Gamma-Interferon-Test ("Quantiferontest") aus Heparinblut

Unsinnige Untersuchungen

  • Serologie
  • Untersuchung von Materialien in Blutkulturflaschen oder Abstrichen
  • Untersuchungen aus EDTA-Blut
  • PCR bei bekannter Tuberkulose
  • Stuhl oder Blut auf Mycobacterium tuberculosis

Bewertung

  • Der Nachweis von säurefesten Stäbchen in der Mikroskopie differenziert nicht zwischen Tuberkulosebakterien und atypischen Mykobakterien. Zudem schleißt ein negatives Präparat eine Tuberkulose nicht aus.
  • Die PCR weist spezifisch Tuberkulosebakterien nach. Eine negatives Ergebnis schließt eine Infektion jedoch nicht aus, da die Sensitivität der PCR aus dem Direktmaterial abhängig ist von der vorhandenen Keimzahl. Ein positives Ergebnis kann auch unter laufender oder nach abgeschlossener Therapie auftreten; somit ist die PCR nicht zur Therapiekontrolle geeignet.
  • Die Kultur ist das sensitivste und spezifischste Verfahren der Diagnostik. Der kulturelle Nachweis von M. tuberculosis ist beweisend für eine Infektion und eine Therapieindikation.
  • Mit der molekulargenetischen Resistenztestung werden nicht alle Resistenzen gegenüber den getesteten Antibiotika erfasst. Somit ist ein sensibles Ergebnis mittels Streifenhybridisierung kein sicherer Ausschluss einer phänotypischen Resistenz. Umgekehrt kann bei molekulargenetischem Nachweis einer Mutation die phänotypische Empfindlichkeitstestung noch sensibel ausfallen (erhöhte MHK, die jedoch unterhalb der kritischen Konzentration liegt).

created: 2005-01-01 00:00:00 changed: 2020-09-03 10:51:38