Mittelstrahlurin

Indikationen

  • Harnwegsinfekt
  • Screening auf asymptomatische Bakteriurie bei Schwangeren (nur Risikopatientinnen!)
  • Screening auf Bakteriurie vor interventionellen Eingriffen an den Harnwegen
  • Screening bei nierentransplantierten Patienten

Materialien/Entnahme

  • besser nativen Urin als Urinkulturen einschicken
  • Morgenurin (bzw. nach Möglichkeit letzte Miktion drei Stunden zurückliegend)
  • keine antiseptischen Mittel zur Reinigung des Orificium urethrae verwenden (nur Wasser bzw. Seife)
  • erste und letzte Harnportion verwerfen

Materialtransport

  • möglichst rascher Transport, ansonsten unbedingt gekühlte Lagerung

Mikrobiologische Untersuchungen

  • Allgemeine Bakteriologie (aerob)
  • Hemmstoffnachweis (nur möglich, wenn nativer Urin vorhanden, d.h. kein Eintauchnährmedium verwendet wurde)
  • Keimzahlbestimmung

Besondere Untersuchungen (extra anfordern)

  • Sprosspilze
  • Parasiten (V. a. Schistosomen: Rücksprache erbeten)
  • Pneumokokken-Antigennachweis
  • Legionellen-Antigennachweis

Unsinnige Untersuchungen

  • Schimmelpilze, Dermatophyten
  • Anaerobier

Bewertung

  • Die folgenden Species sind bei ihrem Nachweis ab 10.000 Erreger/ml als Ursache des Harnweginfektes anzusehen (falls insgesamt max. 2 unterschiedliche Keime):
    • E. coli, andere Enterobakterien
    • P. aeruginosa
    • S. saprophyticus (bei jungen Frauen)
    • Enterococcus faecalis
    • S. agalactiae
  • Nachgewiesene Keime können auch eine durch Abnahme bedingte Kontamination darstellen. Daher darf der mikrobiologische Befund nur in Zusammenschau mit Klinik und klinischer Chemie (Leukozyturie) interpretiert werden.
  • Umgekehrt kann ein typisch uropathogener Erreger auch bei einer Keimzahl unter 10.000/ml relavant sein (insbesondere bei Vorliegen typischer Klinik und Reinkultur).
  • Der Nachweis von mehr als zwei unterschiedlichen Keimen spricht a.e. für eine Kontamination.
  • Eine asymptomatische Bakteriurie bedarf in der Regel keiner Behandlung (Ausnahmen: Risikoschwangerschaften, vor/nach Interventionen am Harntrakt).
  • Der Nachweis von Sprosspilzen im Urin sind meist Ausdruck einer Besiedlung und stellt keine Indikation zur Behandlung dar.
  • S.aureus ist üblicherweise kein Erreger einer Harnwegsinfektion, sondern ein Hinweis auf eine mögliche Bakteriämie oder eine Abszedierung im Bereich des Harntraktes.

created: 2005-01-01 00:00:00 changed: 2020-05-18 14:48:53