Blut

Indikationen

  • Sepsis
  • Endokarditis
  • V. a. Portinfekt
  • Osteomyelitis, Spondylodiszitis (unabhängig vom Fieber)
  • Katheterinfektionen
  • V. a. Brucellen, V. a. Typhus
  • Therapiekontrolle bei Endokarditis, bei S. aureus Bakteriämie, bei Candidämie

Materialien/Entnahme

  • Mindestens zwei Blutkultur-Paare (jeweils aerob/anaerob) aus zwei unterschiedlichen peripheren Punktionen. Zentral abgenommene Blutkulturen haben grundsätzlich ein höheres Risiko für das Auftreten von Kontaminationen und sollten nur bei V.a. auf eine Katheterinfektion ergänzend zu den peripheren Blutkulturen abgenommen werden.
  • Blutentnahme vor Einleitung der Antibiotika-Therapie
  • Blutentnahme und Beimpfung der Blutkulturflaschen unter aseptischen Bedingungen: Desinfektion der Hände und Verwendung steriler Einweghandschuhe. Desinfektion der Punktionsstelle, 30 s Einwirkzeit. Desinfektion des Diaphragmas der Blutkulturflaschen mit 30 s Einwirkzeit.
  • Bei Verwendung von BacT/Alert-Flaschen sollte jede Flasche mit 10 ml Blut beimpft werden. Siehe dazu Markierung auf den Blutkulturflaschen. (Für die Verwendung von Paedibac-Flaschen bei Kindern richtet sich die optimale Blutmenge nach dem Gewicht des Kindes.)
  • Bei V.a. Endokarditis sollten mindestens 3 Blutkultur-Paare entnommen werden, bei Endokarditis lenta sollte der Vorgang ggf. an mehreren aufeinander folgenden Tagen wiederholt werden. Ein Fieberanstieg muss nicht abgewartet werden, da eine konstante Einschwemmung der Bakterien in die Blutbahn erfolgt.
  • Bei V.a. auf eine Portinfektion sollte parallel zu den peripheren abgenommenen Blutkulturen die Entnahme von Blutkulturen aus dem Port erfolgen (um ggf. die Differenz in der „time to positivity“ bestimmen zu können).
  • Eine Belüftung der aeroben Flaschen ist nicht erforderlich.

Materialtransport

  • Bei Raumtemperatur, möglichst rasch nach Entnahme bzw. nach positivem Signal

Mikrobiologische Untersuchungen

  • Bei vorbebrüteteten Blutkulturen: Gramfärbung, allgemeine Bakteriologie aerob/anaerob (Speziesdifferenzierung und Testung der Antibiotika-Empfindlichkeit)
  • Beachte: Die Ausführungen in diesem Kapitel beziehen sich auf die bakteriologische Diagnostik. Bezüglich der virologischen Diagnostik sei hier auf die entsprechenden gesonderten Einzelbeschreibungen viraler Pathogene verwiesen (Nutzen Sie hierfür z.B. die Suchfunktion mit dem Stichwort "Blut")

Besondere Untersuchungen (extra anfordern)

  • V.a. Endokarditis (längere Bebrütungsdauer): Verdachtsdiagnose mitteilen!
  • V. a. Candidämie (längere Bebrütungsdauer)
  • V. a. Brucellose(längere Bebrütungsdauer): Verdachtsdiagnose mitteilen!

Unsinnige Untersuchungen

  • Mykobakterien (Diagnostik aus 10 ml Heparin- oder Citrat-Blut)
  • Dermatophyten
  • Schimmelpilze (Sensitivität zu gering)
  • Legionellen (Nachweis nur bei sehr fortgeschrittener Erkrankung möglich)

Bewertung

  • Beachte: Die Ausführungen in diesem Kapitel beziehen sich auf die bakteriologische Diagnostik. Bezüglich der virologischen Diagnostik sei hier auf die entsprechenden gesonderten Einzelbeschreibungen viraler Pathogene verwiesen (Nutzen Sie hierfür z.B. die Suchfunktion mit dem Stichwort "Blut")
  • Da es sich um einen primär sterilen Bereich handelt, sind alle angezüchteten Erreger als potentielle Krankheitserreger zu bewerten (keine Standortflora). Werden Keime nachgewiesen, die Teil der normalen Hautflora sind, besteht die Möglichkeit, dass es sich um eine Kontamination handelt. Die Interpretation der mikrobiologischen Befunde muss dabei grundsätzlich unter Berücksichtigung des klinischen Gesamtbildes erfolgen.
  • Cutibacterium (Propionibacterium) spp. und insbesondere Micrococcus spp. haben in der Regel keine pathogene Bedeutung und sind üblicherweise als Kontamination zu interpretieren.
  • Die Isolierung des gleichen Erregers aus mehreren Blutkulturen kann Hinweis auf eine ursächliche Bedeutung sein.
  • Bei Endokarditiden haben vor allem vergrünende Streptokokken, Enterokokken, Staphylokokken, Enterobacterales Bedeutung, u. U. aber auch sehr langsam wachsende Bakterien der HACEK-Gruppe.
  • Aufgrund der hohen pathogenen Bedeutung von S. aureus und Candida spp, stellt der Nachweis in Blutkulturen in der Regel eine Therapieindikation dar!

created: 2005-01-01 00:00:00 changed: 2020-04-21 07:46:57