Nicht-tuberkulöse Mykobakterien (NTM)

Indikationen

  • V.a. Mykobakteriose, v.a. bei vorbestehenden Lungenerkrankungen (z.B. CF) oder systemischer Abwehrschwäche
    • pulmonal
    • disseminiert
    • lokal (Haut, Weichteile, Lymphknoten)
    • "Schwimmbad-/Aquariengranulom" (Anamnese: Aquarienbesitzer)

Materialien/Entnahme

  • s. Abschnitt "Tuberkulose"
  • bei nicht primär sterilen Proben (z.B. Sputum) soll der Nachweis aus mehreren, zu verschieden Zeiten gewonnenen Proben angestrebt werden
  • cave: ungefiltertes Wasser kann NTM enthalten, vor Sputumgewinnung keine Mundspülung durchführen

Materialtransport

  • möglichst rasch, ansonsten gekühlte Lagerung
  • Gewebe: wenige Tropfen physiologische Kochsalzlösung hinzufügen

Mikrobiologische Untersuchungen

  • Mikroskopie
  • Kulturelle Anzucht in flüssigen und auf festen Nährböden (Dauer: bis acht Wochen) (Goldstandard) bei 37°C und zusätzlich bei 30°C (einige NTM wachsen bevorzugt bei niedrigeren Temperaturen)
  • Phänotypische Resistenzbestimmung im NRZ für Mykobakterien in Borstel (automatische Weiterleitung, falls Diagnostik auf NTM angefordert)

Besondere Untersuchungen (extra anfordern)

  • PCR bei positivem Präparat mit säurefesten Stäbchen zur Differenzierung tuberkulöse vs. nicht-tuberkulöse Mykobakterien

Unsinnige Untersuchungen

  • Abstriche (enthält zu wenig Material)

Bewertung

  • Da NTM weit verbreitete Umweltbakterien sind, ist die Möglichkeit einer Kontamination gegeben. Nur der wiederholte Nachweis derselben Spezies, eine hohe Keimlast oder die Isolierung aus primär sterilem Material gelten als starker Hinweis auf das Vorliegen einer Infektion.
  • Bei einmaligem Nachweis von NTM sollten weitere Sputumproben untersucht werden, um die klinische Relevanz zu sichern.
  • Die Spezies M.kansasii, M. malmoense, M. simiae, M. szulgai oder M.abscessus sind mit hoher Wahrscheinlichkeit klinisch relevant, Spezies wie M.gordonae, M. terrae oder M. fortuitum sind eher klinisch unbedeutend. Die Spezies M.marinum verursacht das "Schwimmbadgranulom".
  • Der Nachweis von säurefesten Stäbchen in der Mikroskopie differenziert nicht zwischen Tuberkulosebakterien und atypischen Mykobakterien. Zudem schließt ein negatives Präparat eine Infektion nicht aus.

created: 2020-08-31 14:38:45 changed: 2020-09-07 11:08:45